14.10.2020
Rudolf Hickel

Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft an P.R. Milgrom und Robert B.Wilson

Produktive Entscheidung für die komplexe, aber praxisrelevante Auktionstheorie

Der seit 1969 verliehene „Preis für die ökonomische Wissenschaft im Gedächtnis an Alfred Nobel“ geht in diesem Jahr an die beiden US-Ökonomen: Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson.

Pionierarbeit haben sie auf dem Gebiet der Auktions- und Mechanismus-Design-Theorie geleistet. Abgesehen von der Erinnerung an Kunstauktionen und die verbreitete Nutzung des internetbasierten eBay-Systems klingen diese Theorien eher wie Konstruktionen aus einem Forschungslabor. Verbraucherinnen und Verbrauchen wären überrascht, wenn sie wüssten, wie viele relevante Preise direkt oder indirekt durch hoch komplexe Auktionsverfahren auch in Deutschland gebildet werden. Beispielsweise werden Fischfangquoten, Flughafenslots, Lizenzen für Strom und auch Telekommunikationslizenzen über Auktionen versteigert. Paul Milgram hat auch eine faire Gestaltung der Zuordnung von Organspenden an Patienten designt. Im Zentrum steht eine besondere Art öffentlicher Güter, für die eine Preisbildung über den Markt nicht machbar ist. Vorrangig handelt sich um Verwertungsrechte, die per Auktionen zugeteilt werden. Die Forscher haben Spielregeln erarbeitet, die das einzelwirtschaftliche Gewinninteresse („prime value“) in das gesellschaftlich gewollte Ziel („common value“) einbetten. Im Mittelpunkt steht die konzipierte simultane Mehrrundenauktion (Simultaneous Multiple Round Auction, SMRA). Mit dieser Auktionsart werden alle Objekte gleichzeitig mit aufsteigenden Geboten und in mehreren Durchgängen angeboten. Und das kostet Zeit, wie die 5 G-Lizenzversteigerung 2019 in Deutschland zeigte.

Dazu sind durch die beiden Preisträger mit den Methoden der Spieltheorie hochkomplexe, aber durchaus anwendbare Modelle entwickelt worden. Es geht nicht um die Frage, wie Spieler – das gilt auch für die Akteure bei der Auktion – spielen. Gesucht werden die optimalen Spielregeln. Die Nobelpreisträger hatten mit ihren Auktionstheorien auch bei der Versteigerung der 5 G - Mobillizenzen in Deutschland deutlichen Einfluss: Nach 12 Wochen mit 497 Runden wurden die Lizenzen durch fünf Kommunikationsunternehmen zum Preis von 6,6 Mrd. Euro ersteigert. Die Bundesnetzagentur hat jedoch den Zuschlag an die infrastrukturelle Aufgabe geknüpft, einen flächendeckenden Netzausbau zu garantieren. Die Erkenntnis der beiden Nobelpreisträger sind genutzt worden: Nicht der höchste Erlös, sondern das beste Ergebnis bei der Netzversorgung stand im Mittelpunkt.

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